Ich erinnere mich noch an einen dieser Tage, an denen man als Freiberufler denkt: „Warum tu ich mir das eigentlich an?“ Mein Konto fast leer, ein dicker Auftrag in Arbeit, aber die Kunden zahlen wie immer erst in 60 Tagen. Die Miete fürs Büro, Softwarelizenzen und Steuervorauszahlung wollten natürlich trotzdem sofort beglichen werden. Klassischer Engpass.
Mein erster Versuch – die Hausbank
Mit etwas Hoffnung bin ich damals zur Bank gegangen. Der Berater sah sich meine Unterlagen an, runzelte die Stirn und fragte: „Und wo sind die Sicherheiten?“
Tja, Sicherheiten hatte ich keine. Ich hab einen Laptop, ein Büro und meine Skills. Aber keine Maschine, kein Auto, kein Grundstück. Für die Bank war das gleichbedeutend mit: kein Kredit.
Ich verließ das Gespräch frustriert – und mit dem Gefühl, dass Freiberufler irgendwie Bürger zweiter Klasse sind, wenn’s um Finanzierungen geht.
Mein zweiter Versuch – digitale Anbieter
Nach dieser Abfuhr hab ich mich an die Online-Welt gewandt. Anbieter wie Fincompare, Iwoca oder auxmoney wollten weniger von Immobilien hören und mehr von meinen Umsatzzahlen. Das war das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte: Jemand versteht mein Geschäftsmodell.
Bei Iwoca bekam ich eine kleine Kreditlinie – nicht riesig, aber genug, um meine laufenden Kosten bis zur Kundenzahlung zu überbrücken.
Die Wahrheit: Es ist nie ganz einfach
Auch online läuft nicht alles glatt. Die Zinsen waren deutlich höher, als ich sie bei einer Bank bekommen hätte (wenn ich eine Zusage bekommen hätte). Außerdem waren die Kreditrahmen begrenzt. Für einen Freiberufler mit schwankenden Einnahmen ist es aber trotzdem ein Rettungsanker.
Was mir geholfen hat: Transparenz. Je genauer ich meine Einnahmen, Rechnungen und Auftragslage dargestellt habe, desto besser wurden die Angebote.
Mein Fazit nach all den Versuchen
Als Freiberufler musst du dich darauf einstellen, dass der Weg zu einem Betriebsmittelkredit steiniger ist. Aber es ist möglich.
- Die Hausbank ist oft skeptisch, lohnt sich aber, wenn man gute persönliche Kontakte pflegt.
- Digitale Anbieter bieten Chancen, auch wenn die Konditionen etwas härter sind.
- Förderkredite (z. B. KfW über die Hausbank) sind eine gute Option, wenn man sich den Papierkram zutraut.
Für mich war die Mischung entscheidend: Ein bisschen Kreditlinie bei der Bank, etwas Flexibilität über einen digitalen Anbieter – und plötzlich war ich liquide genug, um auch längere Zahlungsziele meiner Kunden durchzuhalten.
Heute sehe ich das Ganze entspannter. Ja, Freiberufler haben’s schwerer – aber mit den richtigen Partnern und ein bisschen Beharrlichkeit geht es.
Und ganz ehrlich: Dieses Gefühl, trotz aller Hürden unabhängig zu bleiben und sein eigenes Ding zu machen, ist unbezahlbar.