Ich erinnere mich noch an die Zeit, als Betriebsmittelkredite fast nichts gekostet haben.
Zinsen knapp über null, Banken mit offenen Armen, Kreditzusagen in Rekordzeit.
Das war 2021. Heute, nur wenige Jahre später, ist die Welt eine andere.
Die Zinswende hat den Markt auf den Kopf gestellt – und wer als Unternehmer nicht schnell umdenkt, zahlt doppelt.
Der Schock kam schleichend
Zuerst hieß es, die EZB werde „vorsichtig anpassen“.
Dann kam die Inflation, dann die Zinsschritte.
Und plötzlich lagen die Betriebsmittelkredite, die ich früher für 2 % bekam, bei 6 – 8 %.
Das ist kein kleines Detail mehr – das ist ein echter Kostentreiber.
Gerade wenn man regelmäßig Betriebsmittelkredite nutzt, spürt man die Zinswende direkt im Cashflow.
Wie ich darauf reagiert habe
Ich habe mir angewöhnt, meine Finanzierungen wie meine Projekte zu planen: strategisch, nicht spontan.
Das bedeutet konkret:
- Ich prüfe regelmäßig, welche Kredite ich wirklich brauche und welche ich abbauen kann.
- Ich verhandle aktiv mit Banken – und ja, das funktioniert, wenn man seine Zahlen kennt.
- Ich kombiniere klassische Kredite mit alternativen Finanzierungsformen wie Factoring oder kurzfristigen Online-Krediten, um flexibel zu bleiben.
Eine der besten Entscheidungen war, meine Kreditlinie langfristig zu sichern, bevor die nächste Zinsanpassung kam. Das hat mir inzwischen tausende Euro gespart.
Die Psychologie dahinter
Was ich oft beobachte: Viele Unternehmer denken in Umsätzen, nicht in Finanzierungskosten.
Dabei ist die Zinsbelastung heute ein echter Faktor in der Kalkulation.
Wenn ich 7 % zahle, muss jeder investierte Euro eben auch 7 % mehr Ertrag bringen – sonst wird’s eng.
Ich habe mir angewöhnt, bei jeder Finanzierung zu fragen:
„Verdiene ich mit diesem Kredit mehr, als er mich kostet?“
Wenn die Antwort nicht glasklar „Ja“ lautet, lasse ich es bleiben.
Was ich heute anders mache
Ich plane Liquidität weiter im Voraus.
Früher habe ich Betriebsmittelkredite oft kurzfristig aufgenommen, wenn’s eng wurde. Heute sichere ich mir lieber rechtzeitig Rahmenverträge, auch wenn ich sie nicht sofort nutze.
Zudem prüfe ich regelmäßig, ob ich bestehende Kredite umschulden oder mit Förderprogrammen kombinieren kann.
Gerade KfW-Programme oder regionale Förderbanken bieten immer wieder zinsgünstige Varianten, die man leicht übersieht.
Die Zeit der billigen Kredite ist vorbei – aber das ist kein Weltuntergang.
Es ist einfach eine neue Realität, die kluges Liquiditätsmanagement erfordert.
Ein Betriebsmittelkredit bleibt ein wichtiges Werkzeug, nur muss man ihn heute gezielter und vorausschauender einsetzen.
Wer plant, statt zu reagieren, zahlt am Ende weniger – nicht, weil die Zinsen sinken, sondern weil jede Entscheidung sitzt.