Man kennt das. Du hast den Auftrag deines Lebens an der Angel. Oder zumindest einen, der das laufende Geschäftsjahr retten würde. Der Kunde droht mit Auftrag, die Tinte ist quasi trocken. Aber dann schlägt die Realität zu: Warenvorfinanzierung.
Mein Lager war leerer als mein Magen während der Gründungsphase. Ich musste Material für knapp 20.000 Euro einkaufen, um den Auftrag überhaupt abwickeln zu können. Auf dem Geschäftskonto? Eher Ebbe.
Genau darüber will ich heute schreiben. Denn wenn man nach „Betriebsmittelkredit“ googelt, findet man oft nur trockene Banken-Definitionen, die einem null weiterhelfen, wenn die Hütte brennt. Ich bin Alex, und ich zeige euch heute mal ungeschminkt, wie ich das gelöst habe – und warum der Weg zur klassischen Hausbank in 2024 oft der Falsche ist.
Das Problem: Wenn die Bank „Bonität“ sagt, aber „keine Lust“ meint
Ich bin also ganz klassisch zu meiner Filialbank gegangen. Die, wo ich seit zehn Jahren mein Geschäftskonto habe. Termin? „In zwei Wochen, Herr Alex.“
Zwei Wochen! In der Zeit ist mein Kunde längst zur Konkurrenz abgewandert.
Als ich dann endlich da saß, wollte der Berater (netter Kerl, aber völlig unflexibel) meine BWA vom letzten Jahr, die aktuelle BWA, einen Businessplan für den Auftrag und am besten noch die Geburtsurkunde meiner Großmutter.
Das Ergebnis nach weiteren 5 Tagen Wartezeit: Ablehnung.
Begründung: „Die Branche ist uns aktuell zu risikoreich.“
Vielen Dank für nichts. Da stehst du dann da, mit einem riesigen Auftrag in der Tasche und kannst ihn nicht annehmen, weil dir die Liquidität fehlt um in Vorleistung zu gehen. Das ist der Moment wo man sich als Unternehmer echt fragt wieso man sich das antut.
Die Lösung: Fintechs und spezialisierte Online-Kredite
Ich habe mich dann frustriert abends an den Laptop gesetzt und angefangen zu recherchieren. Ich suchte nach kurzfristiger Firmenkredit, Warenfinanzierung und Sofortkredit für Selbstständige.
Dabei bin ich auf eine ganz andere Welt gestoßen, die viele „Alteingesessene“ garnicht auf dem Schirm haben. Es gibt mittlerweile Anbieter, die sich genau auf uns spezialisiert haben: KMUs, die schnell Geld brauchen und es auch schnell wieder zurückzahlen können.
Das Zauberwort hier ist der digitale Betriebsmittelkredit.
Der Unterschied ist gewaltig:
- Keine Papierberge.
- Verknüpfung direkt mit dem Bankkonto (Kontoblick).
- Entscheidung oft durch Algorithmen in wenigen Stunden.
Mein Tutorial: So habe ich den Kreditantrag optimiert
Damit ihr nicht die selben Fehler macht wie ich am Anfang, hier mein kleiner Guide, wie ich es beim zweiten Anlauf bei einem Online-Anbieter (ich habe mich für einen großen Player aus Berlin entschieden, Namen nenne ich in einem späteren Testbericht mal genauer) gemacht habe.
1. Unterlagen digital parat haben
Glaubt nicht, dass ihr ohne Unterlagen davonkommt. Aber ihr müsst sie nicht per Post schicken. Ich habe mir Ordner auf dem Desktop angelegt:
- Aktuelle BWA (nicht älter als 2 Monate!)
- Die letzten 3 Kontoauszüge als PDF (obwohl viele mittlerweile den digitalen Kontoblick nutzen).
- Personalausweis (Vorder- und Rückseite).
2. Der „Kontoblick“ ist dein Freund
Viele haben Angst davor, einem Anbieter Lesezugriff auf das Online-Banking zu geben. Ich sag euch: Macht es.
Das ist der Turbo. Der Algorithmus scannt in Sekunden eure Einnahmen und Ausgaben. Er sieht sofort: „Aha, Alex hat regelmäßige Geldeingänge, der kann die Rate zahlen.“
Wer hier auf „Dokumente manuell hochladen“ klickt, verlängert den Prozess oft um Tage.
3. Ehrlichkeit bei der Laufzeit
Ein Betriebsmittelkredit ist kein Investitionskredit für eine neue Maschine die 10 Jahre hält. Ich habe den Fehler fast gemacht und wollte 36 Monate Laufzeit angeben um die Rate zu drücken.
Falsch.
Betriebsmittelkredite sind kurzläufer. Ich habe die Laufzeit auf 6 Monate gestellt, passend zu meinem Auftrag. Das erhöht die Chance auf eine Zusage drastisch, weil das Risiko für den Kreditgeber überschaubarer ist.
Das Ergebnis: Geld auf dem Konto in Rekordzeit
Ich habe den Antrag an einem Dienstag um 14:00 Uhr gestellt.
Um 15:30 Uhr klingelte mein Handy. Ein kurzer Check durch einen Mitarbeiter, ob ich wirklich existiere und wofür das Geld ist. Ich habe ihm vom Warenkauf erzählt.
Mittwochmorgen, 09:00 Uhr: Zusage.
Mittwochmittag, 13:00 Uhr: 20.000 € auf dem Konto.
Ich konnte die Ware sofort bestellen, Skonto ziehen (was die Zinsen für den Kredit fast wieder wettgemacht hat!) und den Auftrag annehmen.
Fazit: Hausbank vs. Online-Kredit
Versteht mich nicht falsch. Für die Finanzierung meiner Lagerhalle gehe ich zur Hausbank. Da brauche ich Zinsen von 3-4% und lange Laufzeiten.
Aber für schnelle Liquidität, um Spitzen abzudecken oder Ware vorzufinanzieren? Da ist die Hausbank wie ein Faxgerät im Zeitalter von WhatsApp. Völlig veraltet.
Die Zinsen beim Online-Anbieter waren höher, ja. Wir reden hier von effektiv vielleicht 8-12% p.a., je nach Bonität. Aber rechnet das mal runter auf 3 oder 6 Monate Laufzeit. Das sind „Peanuts“ im Vergleich zum entgangenen Gewinn, wenn ich den Auftrag hätte absagen müssen.
In den nächsten Wochen werde ich hier auf dem Blog mal ganz konkret einzelne Anbieter wie iwoca, teba oder creditshelf unter die Lupe nehmen und euch zeigen, wer für wen am besten geeignet ist. Denn da gibts gewaltige Unterschiede.
Bis dahin, haltet eure Liquidität zusammen!