Wenn ich eines gelernt habe in meiner Zeit als Unternehmer, dann das: Liquiditätsprobleme kennen keine perfekten Bonitätsscores.
Es gibt Zeiten, da läuft’s nicht rund – ein Auftrag platzt, Kunden zahlen spät, oder man hat einfach Pech mit Investitionen. Zack, ist die Bonität angekratzt.
Und genau dann braucht man oft am dringendsten einen Betriebsmittelkredit.
Das Dilemma mit der Bonität
Banken sind vorsichtig.
Sie schauen auf Bilanzen, auf die Schufa, auf Umsatzentwicklungen – und wehe, da gibt es irgendwo einen Knick. Dann heißt es schnell: „Tut uns leid, Ihr Antrag wurde abgelehnt.“
Ich habe das selbst erlebt. Ein einziges schwaches Geschäftsjahr hat gereicht, um bei meiner Hausbank keine Chance mehr zu haben. Und dabei brauchte ich den Kredit nicht, um neue Risiken einzugehen, sondern einfach nur, um meine laufenden Kosten zu decken.
Welche Alternativen es trotzdem gibt
Hier habe ich angefangen, über den Tellerrand hinauszuschauen. Denn ein schlechter Bonitätsscore ist nicht das Ende. Es gibt mehrere Wege:
- Online-Kreditplattformen: Viele Fintechs bewerten nicht nur klassische Bonitätsdaten, sondern schauen stärker auf aktuelle Umsätze und Geschäftsentwicklung.
- Lieferantenkredite: Oft unterschätzt, aber wenn man gute Beziehungen zu seinen Lieferanten hat, lassen sich Zahlungsziele verlängern – quasi ein Kredit ohne Bank.
- Private Kreditgeber und Investoren: Teurer, ja, aber manchmal die einzige schnelle Lösung.
- Bürgschaften oder Sicherheiten: Wer etwas Handfestes bieten kann (Maschinen, Fahrzeuge), verbessert seine Chancen deutlich.
Mein wichtigstes Learning: Ehrlichkeit
Früher habe ich versucht, meine Bonitätsschwächen irgendwie schönzureden.
Das war ein Fehler. Heute gehe ich offen damit um.
Ich erkläre, warum die Zahlen aktuell nicht top sind, welche Maßnahmen ich ergreife, und wie ich den Kredit sicher zurückführen kann.
Überraschenderweise kommt das bei vielen Kreditgebern besser an als jede „geschönte“ Präsentation.
Risiko & Realität
Natürlich darf man sich nichts vormachen: Ein Betriebsmittelkredit trotz schlechter Bonität ist fast immer teurer.
Höhere Zinsen, manchmal zusätzliche Gebühren – das gehört dazu.
Aber: Wenn man die Kosten realistisch kalkuliert und der Kredit dazu dient, Liquidität zu sichern und Erträge abzusichern, kann sich das trotzdem lohnen.
Ich habe es mir angewöhnt, vor jeder Aufnahme genau durchzurechnen: „Verdiene ich mit diesem Kredit am Ende mehr oder sichere ich damit wichtige Geschäftsbasis?“
Nur wenn die Antwort ein klares „Ja“ ist, unterschreibe ich.
Auch mit schlechter Bonität gibt es Wege, einen Betriebsmittelkredit zu bekommen – sie sind nur nicht so komfortabel wie bei Top-Score-Unternehmen.
Der Schlüssel ist: Realistisch bleiben, Alternativen prüfen, ehrlich auftreten.
Und manchmal hilft es auch, kleinere Schritte zu gehen: Erst ein kleiner Kredit über eine Online-Plattform, diesen pünktlich zurückzahlen, Bonität verbessern – und danach größere Finanzierungen angehen.