Hausbank vs. Online-Fintech: Wo du deinen Betriebsmittelkredit wirklich holen solltest (Ein ehrlicher Vergleich)
Ich muss euch eine kleine Geschichte erzählen, die mir letzte Woche passiert ist. Ich wollte eigentlich nur eine kurze Rücksprache mit meinem Firmenkundenberater bei der Hausbank. Ihr wisst schon, die Bank, bei der ich seit der Gründung mein Konto habe.
Ich rufe an. „Ja, Herr Alex, der Herr Müller ist gerade im Urlaub. Und nächste Woche auf Fortbildung. Wie wäre es in drei Wochen am Donnerstag um 09:30 Uhr?“
Drei Wochen?! In drei Wochen ist mein Saison-Geschäft vielleicht schon gelaufen!
Da ist mir wieder klargeworden, wie krass sich die Welt der Unternehmensfinanzierung verändert hat – und dass viele von uns immer noch aus Gewohnheit zur Filiale dackeln, obwohl das gar nicht mehr die beste Option ist. Gerade wenn es um Betriebsmittelkredite geht, also um schnelles Geld für Ware oder laufende Kosten, stehen wir oft vor der Wahl: Tradition oder Moderne?
Heute nehme ich das mal für euch auseinander. Ohne Blatt vor dem Mund.
Die Hausbank: Der langsame Riese
Versteht mich nicht falsch. Ich mag meine Hausbank. Wenn es darum geht, eine neue Lagerhalle zu bauen und ich eine Million Euro für 20 Jahre brauche, dann ist Herr Müller (wenn er denn mal da ist) mein bester Freund.
Warum? Weil die Zinsen dort meistens unschlagbar sind. Die Hausbank refinanziert sich günstig und gibt das oft weiter.
Aber das Problem ist: Sie sind langsam. Unglaublich langsam.
Für einen schnellen Betriebsmittelkredit, weil ich jetzt eine günstige Partie Rohstoffe kaufen will, ist der Prozess oft zu starr.
Sie wollen die BWA vom letzten Jahr, die aktuelle SuSa (Summen- und Saldenliste), vielleicht noch einen Businessplan und am liebsten die Unterschrift meiner Oma als Bürgschaft.
Bis das durch die „Marktfolge“ (das ist die Abteilung im Keller, die immer ‚Nein‘ sagt) durch ist, ist das Angebot für die Rohstoffe längst weg.
Die „Neuen“: Fintechs und Online-Kredite
Auf der anderen Seite sprießen seit ein paar Jahren diese Online-Anbieter aus dem Boden. Ich war am Anfang skeptisch. „Kredit per Algorithmus? Kann das seriös sein?“
Ja, kann es. Und verdammt schnell noch dazu.
Der riesige Vorteil hier ist die Geschwindigkeit. Du lädst deine Kontoauszüge digital hoch (oder verknüpfst direkt dein Bankkonto), der Algorithmus rattert drüber, checkt deinen Cashflow und zack – oft hast du innerhalb von 24 oder 48 Stunden eine Zusage. Manchmal ist das Geld sogar am nächsten Tag drauf.
Kein Termin. Kein Anzug. Kein „Herr Müller ist im Urlaub“.
Der Haken?
Natürlich gibt es einen. Nichts im Leben ist umsonst. Die Zinsen sind hier meist höher als bei der Hausbank. Die Anbieter lassen sich das Risiko und die Geschwindigkeit bezahlen. Außerdem sind die Laufzeiten oft kürzer. Wir reden hier eher über 6 bis 12 Monate, selten über Jahre.
Mein Fazit: Wann du wohin gehen solltest
Aus meiner Erfahrung als Unternehmer hat sich folgende Faustregel bewährt:
- Geh zur Hausbank, wenn:
- Du Zeit hast.
- Es um sehr hohe Summen geht (Investitionen).
- Du langfristig planst und Sicherheiten (wie Immobilien oder Maschinen) bieten kannst.
- Du auf jedes Zehntelprozent Zins achten musst.
- Geh zum Online-Anbieter, wenn:
- Die Hütte brennt (positiv oder negativ). Du brauchst Liquidität jetzt.
- Du keine dinglichen Sicherheiten stellen willst oder kannst.
- Es „nur“ um Wareneinkauf oder Vorfinanzierung geht, die sich schnell wieder amortisiert.
- Du keine Lust auf Papierkrieg hast.
Die Mischung macht’s
Ich mache es mittlerweile so: Ich habe eine feste Kreditlinie bei meiner Hausbank für das Grundrauschen. Aber für Spitzen, für spontane Gelegenheiten oder wenn ich einfach flexibel bleiben will, nutze ich digitale Betriebsmittelkredite.
Es ist ein bisschen wie beim Werkzeugkasten: Manchmal brauchst du den schweren Vorschlaghammer, und manchmal reicht der präzise Akkuschrauber. Man muss nur wissen, welches Werkzeug für welches Problem taugt.
Lasst euch nicht von Gewohnheiten leiten. Vergleicht die Angebote. Manchmal ist der teurere Kredit am Ende der billigere, weil er euch das Geschäft überhaupt erst ermöglicht hat (siehe mein letzter Artikel zum Thema Skonto!).
Wie sind eure Erfahrungen mit Online-Krediten? Seid ihr da auch noch vorsichtig oder schon voll digital unterwegs?