Ihr seht die Werbung wahrscheinlich auch ständig. Auf Facebook, bei Google, überall: „Kreditentscheidung in Minuten“, „Bis zu 500.000 Euro“. Klingt fast zu schön um wahr zu sein, besonders wenn man gerade frustriert aus der Filiale seiner Hausbank kommt und sich fühlt wie ein Bittsteller.
Ich wollte es wissen. Ist iwoca wirklich der Retter in der Not für uns Selbstständige und KMUs, oder zahlt man sich da dumm und dämlich? Ich habe den Selbsttest gemacht – und zwar nicht fiktiv, sondern als ich wirklich kurzfristig Liquidität brauchte um eine Steuernachzahlung zu begleichen (ja, das Finanzamt wartet leider nicht).
Hier ist mein Protokoll, vom Klick auf die Website bis zum Geldeingang.
Die Anmeldung: Wo ist der Papierkram?
Ich habe mir einen Kaffee gemacht und dachte: „Okay Alex, das dauert jetzt sicher eine Stunde.“
Falsch gedacht. Der Kaffee war noch heiß, da war ich schon fast durch.
Die Registrierung ist fast schon erschreckend einfach. Man gibt die üblichen Daten ein: Firmenname, Umsatz, Gründungsdatum. Was mir positiv aufgefallen ist: Die Seite ist super aufgeräumt. Kein Bankendeutsch, keine versteckten Menüs.
Dann kam der entscheidende Moment: Die Unterlagen.
Bei meiner Hausbank brauche ich dafür einen Leitz-Ordner. Bei iwoca hatte ich zwei Optionen:
- BWA und Kontoauszüge als PDF hochladen.
- Den automatischen Kontoblick nutzen.
Da ich – wie im letzten Artikel beschrieben – mittlerweile ein Fan von Geschwindigkeit bin, habe ich mich für den Kontoblick entschieden. Man verknüpft sein Geschäftskonto (läuft über eine gesicherte Schnittstelle), und deren System saugt sich die Umsatzdaten der letzten Monate.
Vorteil: Man muss nichts schwärzen, nichts einscannen, nichts suchen.
Nachteil: Man zieht sich halt komplett nackt aus vor dem Algorithmus. Aber wer Geld will, muss Transparenz zeigen.
Das Angebot: Schnell, aber… oha!
Ich habe den Antrag an einem Donnerstag um 10:00 Uhr abgeschickt.
Kein Witz: Um 13:30 Uhr hatte ich eine E-Mail. „Ihr Kreditrahmen wurde genehmigt.“
Das ist Wahnsinn. 3,5 Stunden. Meine Hausbank braucht so lange, um den Terminkalender des Beraters zu öffnen.
Mir wurden 15.000 Euro Kreditlinie angeboten. (Ich hatte weniger angefragt, aber gut zu wissen, dass mehr geht).
Aber jetzt kommt der Punkt, wo man tief durchatmen muss: Die Kosten.
iwoca rechnet oft mit monatlichen Zinsen, nicht p.a. (pro Jahr), wie wir es gewohnt sind.
Da stand dann etwas von „2 % Zinsen pro Monat“.
Wer jetzt schnell rechnet: Das sind aufs Jahr hochgerechnet 24 %! Das ist verdammt viel Holz. Man muss aber fairerweise sagen, dass es keine versteckten Gebühren gibt. Die Zinsen fallen nur auf den ausstehenden Betrag an. Und man kann jederzeit alles auf einmal zurückzahlen, dann fallen keine Zinsen mehr an.
Die Auszahlung: Der Turbo-Knopf
Ich habe das Angebot angenommen, aber nur für 8.000 Euro, die ich brauchte. Ein Klick im Dashboard auf „Auszahlen“. Am nächsten Morgen (Freitag) war das Geld auf dem Konto.
Gesamtdauer von „Ich brauche Geld“ bis „Ich habe Geld“: Nichtmal 24 Stunden.
Für wen lohnt sich das? (Und für wen auf keinen Fall)
Nach meinem Test muss ich differenzieren. Man darf iwoca nicht mit einem klassischen Investitionskredit vergleichen.
Das ist TOP:
- Feuerlöscher: Wenn es brennt (Steuernachzahlung, Maschine kaputt, wichtige Ware muss HEUTE bezahlt werden).
- Brückenbauer: Wenn ihr wisst, dass in 6 Wochen der Kunde zahlt und ihr nur überbrücken müsst.
- Flexibilität: Ihr könnt den Kredit jederzeit kostenlos komplett tilgen. Das ist der größte Pluspunkt. Wenn der Kunde zahlt, überweise ich das Geld sofort zurück an iwoca und die Zinsuhr stoppt.
Das ist FLOP:
- Langfristige Investitionen: Wer damit seinen neuen Fuhrpark über 4 Jahre finanzieren will, ruiniert sich. Die Zinsen fressen euch auf.
- Niedrige Margen: Wenn euer Business nur 5% Gewinnmarge abwirft, könnt ihr euch einen Kredit mit zweistelligem Zinssatz schlicht nicht leisten.
Mein Fazit zu iwoca
Ist iwoca seriös? Ja, absolut. Der Service war top, die Abwicklung extrem professionell und die Website ist idiotensicher.
Ist es teuer? Ja. Es ist der Dispo für Fortgeschrittene.
Aber manchmal ist teures Geld immer noch besser als gar kein Geld (und damit die Insolvenz oder der Auftragsverlust).
Ich nutze es mittlerweile als „Joker“. Ich habe mir den Kreditrahmen einrichten lassen (kostet nichts, solange man kein Geld abruft!) und lasse ihn einfach liegen. Es schläft sich deutlich ruhiger, wenn man weiß: Wenn morgen die Hütte brennt, kann ich mit zwei Klicks 15.000 Euro abrufen.
Habt ihr auch schon Erfahrungen mit Fintechs gemacht oder traut ihr euch noch nicht ran? Schreibt mir mal (oder denkt euch euren Teil 😉).