Kaufen oder Leasen? Warum „Besitzen“ oft überbewertet wird (Der ultimative Vergleich für Unternehmer)

12. Dezember 2025

Heute machen wir mal ein bisschen „Psychologie für Unternehmer“. Kennt ihr das? Ihr steht vor dieser glänzenden neuen Maschine, dem schicken Firmenwagen oder der neuen IT-Anlage und eine innere Stimme schreit: „Ich will das haben! Das soll mir gehören!“
Wir Deutschen lieben Eigentum. Wir wollen im Fahrzeugbrief stehen. Wir wollen auf die Maschine klopfen und sagen: „Meins. Bezahlt.“
Aber wisst ihr was? Dieses „Haben-Wollen“ ist oft der größte Feind eurer Liquidität.

Wenn es um Betriebsmittel und Investitionen geht, ist Eigentum nämlich oft gar nicht so sexy, wie es klingt. Heute klären wir ein für alle Mal die Frage: Soll ich den Kram kaufen (und finanzieren) oder lieber leasen? Und warum die Antwort oft über Leben und Tod eures Cashflows entscheiden kann.

Die goldene Regel: „Pay as you earn“

Bevor wir in die Details gehen, müsst ihr einen Grundsatz verstehen, der mein Unternehmerleben verändert hat: Nutze das Wirtschaftsgut so, wie es Geld verdient.
Was meine ich damit?
Stell dir vor, du kaufst eine CNC-Fräse für 100.000 Euro.
Wenn du sie kaufst (Bar oder Kredit), sind 100.000 Euro weg oder binden deine Kreditlinie. Sofort.

Die Maschine verdient das Geld aber nicht sofort zurück, sondern über die nächsten 5 bis 8 Jahre. Jeden Monat ein bisschen.
Warum zur Hölle solltest du die Kosten jetzt haben, wenn die Erträge erst in Zukunft kommen?

Beim Leasing (oder Mietkauf) laufen die Kosten parallel zu den Einnahmen. Die Maschine erwirtschaftet im Monat 3.000 Euro Umsatz und kostet dich 1.500 Euro Leasingrate. Die Maschine bezahlt sich quasi selbst. Das ist der „Pay-as-you-earn“-Effekt.

Runde 1: Der Kauf (Die klassische Finanzierung)

Okay, wann macht Kaufen Sinn?
Beim Kauf nimmst du meistens ein Bankdarlehen auf. Die Maschine gehört dir (bzw. der Bank als Sicherheit), du schreibst sie über die Jahre ab (AfA).

Vorteile:

  • Unabhängigkeit: Du kannst mit dem Ding machen, was du willst. Keine Kilometerbegrenzung beim Auto, keine Vorschriften für Wartungsverträge bei Maschinen.
  • Substanz: Am Ende der Laufzeit hat das Ding oft noch einen Wert. Wenn du den Bagger 10 Jahre gut behandelst, kannst du ihn verkaufen und das Geld einstecken.
  • Förderung: Für manche Investitionszuschüsse (z.B. von der BAFA oder KfW) musst du Eigentümer sein. Da fliegt Leasing manchmal raus.

Nachteile:

  • Bilanzverlängerung: Der Kredit bläht deine Bilanz auf. Das verschlechtert oft die Eigenkapitalquote und damit dein Rating für zukünftige Kredite.
  • Veralterungsrisiko: Wenn in 3 Jahren eine neue Technologie kommt, sitzt du auf deiner alten, bezahlten Maschine fest.

Runde 2: Leasing (Die Liquiditäts-Queen)

Beim Leasing gehört dir nichts. Du mietest quasi nur. Klingt erstmal doof, ist aber genial.

Vorteile:

  • Steuer-Booster: Leasingraten sind (in der Regel) sofort voll als Betriebsausgabe absetzbar. Das drückt den Gewinn und damit die Steuerlast jetzt, wo du Liquidität brauchst. Bei der Abschreibung (Kauf) ist der steuerliche Vorteil oft über viel zu viele Jahre gestreckt.
  • Bilanz-Kosmetik: Beim „echten“ Leasing taucht das Objekt oft gar nicht in deiner Bilanz auf. Deine Eigenkapitalquote bleibt schön hoch, deine Bonität bei der Hausbank wird geschont.
  • Technologie-Refresh: Nach 3 Jahren gibst du den Laptop oder den Dienstwagen ab und holst dir das neueste Modell. Du arbeitest immer mit Top-Equipment.

Nachteile:

  • Gesamtkosten: Ja, wenn man alles zusammenrechnet, ist Leasing über die Laufzeit meistens etwas teurer als der Barkauf. Du zahlst für die Flexibilität.
  • Vertragsfallen: Wehe, da ist ein Kratzer im Lack bei der Rückgabe. Oder du bist 20.000 km mehr gefahren. Die Endabrechnung beim Leasing kann böse wehtun, wenn man nicht aufpasst.

Der „Geheimtipp“: Sale-and-Lease-Back

Das hier ist für alle, die sagen: „Mist, Alex, ich hab den Maschinenpark schon gekauft, mein Konto ist leer, was nun?“
Es gibt eine geniale Methode, um rückwirkend Liquidität zu schaffen: Sale-and-Lease-Back.
Du verkaufst deine eigenen, bereits bezahlten Maschinen oder Fahrzeuge an eine Leasinggesellschaft. Die überweisen dir den aktuellen Marktwert sofort aufs Konto. Bäm, Liquidität!
Gleichzeitig least du die Maschinen sofort zurück. Du kannst sie einfach weiter nutzen, als wäre nichts passiert, zahlst aber ab jetzt eine monatliche Rate.
Das ist wie ein Pfandleihhaus, nur in seriös und für den Mittelstand. Ein perfekter Move, um stille Reserven zu heben, wenn es eng wird.

Wann mache ich was?

Ich entscheide das immer so:

  1. Muss es „frisch“ bleiben? (IT, Software, Firmenwagen, Smartphones) -> LEASING. Der Wertverlust ist zu hoch, die Technik veraltet zu schnell. Weg damit nach 3 Jahren.
  2. Hält es ewig? (Büroeinrichtung, schwere Standard-Maschinen, Immobilien) -> KAUF / MIETKAUF. Hier will ich Eigentum aufbauen, weil der Wert erhalten bleibt.
  3. Brauche ich die Bilanz sauber? -> LEASING. Wenn ich bei der Bank gut dastehen will für einen großen Betriebsmittelkredit, belaste ich die Bilanz nicht mit Fuhrpark-Schulden.

Hört auf euer Bauchgefühl, aber rechnet es durch. Und bitte: Redet vorher mit eurem Steuerberater. Ich bin Unternehmer, kein Steuerprofi. Die steuerlichen Details (Aktivierungspflicht etc.) können kompliziert sein. Aber grundsätzlich gilt: Liquidität schlägt Eigentum. Immer.
Im nächsten Beitrag schauen wir uns mal den „Heiligen Gral“ der deutschen Finanzierung an: KfW-Förderkredite. Geld vom Staat zu Mini-Zinsen. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es oft auch, weil der Weg dahin ein bürokratischer Hürdenlauf ist. Ich zeige euch, wie ihr nicht stolpert.

Bis dahin – bleibt smart und nutzt fremdes Geld für euer Wachstum!