Kontokorrent vs. Betriebsmittelkredit: Warum dein „Dispo“ dich heimlich auffrisst…

9. Dezember 2025

und was die Alternative ist!

Wisst ihr, was der teuerste Mitarbeiter in meiner Firma war? Nein, nicht der neue Vertriebler und auch nicht der externe Webdesigner.
Es war mein Geschäftskonto. Genauer gesagt: Das Minus darauf.
Ich glaube, wir müssen heute mal über eine Gewohnheit sprechen, die wir fast alle haben. Das Konto rutscht ins Minus, wir denken uns „Ach, passt schon, dafür hab ich ja den Kreditrahmen“, und machen weiter. Der sogenannte Kontokorrentkredit (im Privaten kennen wir ihn als Dispo) ist so bequem. Er ist einfach da. Man muss keinen Antrag stellen, man muss niemanden anrufen. Man nutzt ihn einfach.

Aber neulich saß ich beim Quartalsabschluss und habe mir mal die Zinsabrechnung meiner Hausbank genau angesehen. Mir ist fast der Kaffee aus der Hand gefallen.
12,5 % Zinsen.

Für Geld, das ich dauerhaft nutze, weil mein Lagerbestand eben finanziert werden muss.
Das war der Moment, wo ich begriffen habe: Ich verbrenne hier Gewinn, nur weil ich zu faul bin, mich um eine echte Finanzierung zu kümmern. Heute erkläre ich euch den Unterschied zwischen dem „bequemen“ Kontokorrent und dem „smarten“ Betriebsmittelkredit – und wie ich durch eine einfache Umschuldung fast 2.000 Euro im Jahr gespart habe.

Der Kontokorrent: Der teure Freund für den Notfall

Versteht mich nicht falsch. Ein Kontokorrentrahmen ist wichtig. Er ist der Puffer, wenn der Kunde mal drei Tage später zahlt als die Miete abgeht. Er ist für kurzfristige Schwankungen von wenigen Tagen oder Wochen gedacht.
Das Problem ist aber: Viele von uns (ich inklusive!) nutzen ihn als Dauerfinanzierung. Wir sind permanent mit 20.000 oder 30.000 Euro im Minus.

Und dafür ist er nicht gemacht. Die Bank lässt uns das zwar machen (sie verdient sich ja eine goldene Nase daran), aber wirtschaftlich ist das Selbstmord auf Raten.

Die Alternative: Der klassische Betriebsmittelkredit (Abzahlungsdarlehen)

Hier kommt der „Gamechanger“, den ich lange ignoriert habe. Ein separater Betriebsmittelkredit funktioniert anders:

  1. Du bekommst eine feste Summe (z.B. 30.000 €) aufs Konto ausgezahlt.
  2. Damit gleichst du dein Minus auf dem Girokonto aus. Dein Kontokorrent ist wieder auf „Null“.
  3. Du zahlst den Kredit in festen Raten über z.B. 24 oder 36 Monate zurück.

Der Clou: Die Zinsen für so einen festen Kredit sind oft fast nur halb so hoch!

Während mein Dispo bei über 12 % lag, habe ich für den festen Betriebsmittelkredit ein Angebot für knapp 6,5 % bekommen.

Milchmädchen-Rechnung? Von wegen!

Lass uns das mal kurz durchrechnen, damit ihr seht, dass ich hier keine Erbsen zähle.

Nehmen wir an, du bist im Schnitt dauerhaft mit 25.000 Euro im Dispo.

  • Szenario A (Faulheit): 25.000 € im Kontokorrent zu 12,5 %.Zinskosten pro Jahr: 3.125 Euro.
  • Szenario B (Schlau): Umschuldung in einen festen Kredit zu 6,5 %.Zinskosten pro Jahr (grob vereinfacht auf die Anfangsschuld): 1.625 Euro.

Ersparnis: 1.500 Euro.

Einfach so. Für das Ausfüllen von zwei Formularen. Dafür muss ich verdammt viele Produkte verkaufen, um 1.500 Euro Reingewinn zu machen.

Warum machen wir es nicht einfach alle?

Die psychologische Hürde ist die Tilgung.
Beim Dispo zwingt dich niemand, das Geld zurückzuzahlen, solange der Rahmen reicht. Du zahlst nur Zinsen. Das fühlt sich „leicht“ an, ist aber gefährlich, weil die Schulden nie weggehen.
Beim Betriebsmittelkredit musst du jeden Monat tilgen. Die Rate geht vom Konto ab. Das tut weh. Aber es ist ein „guter Schmerz“, denn nach der Laufzeit bist du schuldenfrei (zumindest für diesen Betrag).

Mein Rat an euch: Der „Sockel-Check“

Macht morgen früh folgendes:
Schaut euch eure Kontoauszüge der letzten 12 Monate an.
Gibt es einen Betrag, unter den ihr eigentlich nie fallt? Seid ihr z.B. nie „besser“ als -10.000 Euro?
Das nennt man den Sockelbetrag.

Diesen Sockel solltet ihr sofort umschulden. Geht zur Bank oder zu einem der Online-Anbieter (wie den, den ich im letzten Artikel getestet habe) und sagt: „Ich möchte meinen Kontokorrent in ein festes Darlehen umschulden.“

Die Bank wird vielleicht kurz zucken (weil sie an den 12 % Zinsen gut verdient hat), aber sie werden es machen. Denn für die Bank ist ein tilgendes Darlehen sogar sicherer.

Disziplin spart Geld

Ich habe mein Konto jetzt ausgeglichen. Der Kontokorrent ist wieder frei für echte Notfälle. Und für meine Warenfinanzierung nutze ich günstigere, laufzeitgebundene Kredite.
Es fühlt sich verdammt gut an, wenn am Monatsende keine horrende Zinsabbuchung mehr auf dem Auszug steht.
Checkt eure Zinsen. Wirklich. Jetzt.