Heute gehts um eine Frage, die mir regelmäßig gestellt wird – und die auf den ersten Blick gar nicht so einfach zu beantworten ist:
Soll ich lieber einen Betriebsmittelkredit aufnehmen oder reicht ein Kontokorrentkredit (also der klassische Überziehungsrahmen auf dem Geschäftskonto)?
Beides sind kurzfristige Finanzierungsmöglichkeiten zur Sicherung der Liquidität – aber sie unterscheiden sich in Struktur, Kosten, Flexibilität und Einsatzgebiet. In diesem Artikel zeige ich dir, wann welches Modell besser zu deinem Unternehmen passt – und worauf du achten musst.
Was ist was – kurz erklärt:
💼 Betriebsmittelkredit
- Fester Kreditbetrag
- Feste Laufzeit (z. B. 6 oder 12 Monate)
- Rückzahlung meist in Raten oder am Ende der Laufzeit
- Wird für konkrete Zwecke beantragt: z. B. Wareneinkauf, Gehälter, saisonale Lücke
💳 Kontokorrentkredit
- Überziehungsrahmen auf deinem Geschäftskonto
- Flexibel einsetzbar – du ziehst Geld ab, wenn du’s brauchst
- Rückzahlung erfolgt automatisch mit jedem Geldeingang
- Zinsen fallen nur für den tatsächlich genutzten Betrag an
Der große Vergleich: Betriebsmittelkredit vs. Kontokorrent
Kriterium | Betriebsmittelkredit | Kontokorrentkredit |
---|---|---|
Zweckbindung | Meist zweckgebunden | Flexibel, für alles nutzbar |
Zinshöhe | Günstiger (oft 4–8 % p.a.) | Höher (meist 8–14 % p.a.) |
Zinsberechnung | Auf den Gesamtbetrag | Nur auf den abgerufenen Betrag |
Flexibilität | Eingeschränkt (feste Laufzeit) | Hoch (jederzeit nutzbar) |
Verfügbarkeit | Nach Antrag und Bewilligung | Direkt über das Geschäftskonto |
Rückzahlung | Planbar (Raten oder endfällig) | Automatisch mit Zahlungseingängen |
Laufzeit | Kurz- bis mittelfristig | Unbefristet (solange Bank mitmacht) |
Wann ist der Betriebsmittelkredit sinnvoll?
✅ Du hast einen konkreten Kapitalbedarf (z. B. 30.000 € für Wareneinkauf)
✅ Du willst die Kosten kalkulierbar und planbar halten
✅ Du brauchst Geld für mehrere Monate auf einmal
✅ Du willst nicht dauerhaft „im Minus“ stehen
Beispiel:
Ein Händler will für die Hauptsaison große Mengen Ware einkaufen.
→ Betriebsmittelkredit mit fester Laufzeit von 6 Monaten = günstigere Zinsen, klare Rückzahlung, kein „Dauer-Dispo“
Wann ist der Kontokorrentkredit sinnvoll?
✅ Du brauchst kurzfristig und flexibel mal mehr Liquidität
✅ Deine Umsätze schwanken, aber du kannst schnell zurückzahlen
✅ Du willst kleinere Engpässe ausgleichen, nicht ganze Projekte vorfinanzieren
✅ Du willst keine festen Kreditraten
Beispiel:
Ein Dienstleister muss Löhne zahlen, ein Kunde zahlt aber erst in 10 Tagen.
→ Kontokorrentrahmen überbrückt das – automatisch und unkompliziert.
Was ist mit den Kosten?
Viele denken: „Kontokorrent ist ja einfacher – dann mach ich das.“
Aber Achtung: Die Zinsen sind deutlich höher.
Rechenbeispiel:
Du brauchst 20.000 € für 3 Monate:
- Kontokorrentkredit (12 % p.a.):
→ ca. 600 € Zinsen - Betriebsmittelkredit (6 % p.a.):
→ ca. 300 € Zinsen
→ Die Differenz kann je nach Summe und Laufzeit enorm sein.
Meine Empfehlung aus der Praxis:
🧠 Für kleinere Beträge, die du kurzfristig brauchst:
→ Kontokorrent ist bequem und schnell.
💼 Für größere Summen oder planbare Vorhaben:
→ Betriebsmittelkredit ist meist günstiger und besser kalkulierbar.
Extra-Tipp:
→ Nutze beides kombiniert:
Halte einen kleinen Kontokorrentrahmen für spontane Engpässe – und plane größere Vorhaben mit festen Krediten.
Fazit: Es kommt auf dein Ziel und deinen Bedarf an
Es gibt kein „besser“ oder „schlechter“ – sondern nur passend oder unpassend.
Wer seine Liquidität aktiv steuert, nutzt den richtigen Kredit zum richtigen Zweck – und spart am Ende Geld, Zeit und Nerven.
Zusammenfassung:
- Betriebsmittelkredit: gut für geplante Vorhaben, günstiger, aber weniger flexibel
- Kontokorrentkredit: perfekt für spontane Engpässe, aber teurer
- Wichtig: Nicht dauerhaft im Dispo hängen – das wird schnell zur Zinsfalle
- Nutze beide Modelle gezielt – nicht aus Bequemlichkeit, sondern mit Plan
Hast du beide Kreditarten schon genutzt? Oder bist du unsicher, was besser zu deinem aktuellen Bedarf passt? Dann schreib mir – ich helfe dir gern beim Durchrechnen.