Wenn du schon ein bisschen länger selbstständig bist, kennst du dieses Gefühl wahrscheinlich: Alles läuft super, Kunden sind zufrieden, Aufträge flattern rein – und plötzlich stockt der Cashflow. Rechnungen werden spät bezahlt, ein großer Kunde springt ab oder unerwartete Kosten platzen rein. Zack, Liquiditätsengpass.
Mir ist das auch passiert. Mehr als einmal.
Deshalb will ich dir heute meinen persönlichen 3-Stufen-Plan zeigen, wie ich Liquiditätsprobleme überbrücke – ohne komplett in Panik zu verfallen oder dumme Schnellschüsse zu machen.
Erstmal tief durchatmen – und Überblick verschaffen
Wenn der Kontostand sinkt und die Rechnungen sich stapeln, ist das erste, was du tun musst: Einen klaren Kopf behalten.
Klingt banal, aber Panik führt fast immer zu noch teureren Entscheidungen (fragt mich, ich hab da Erfahrung 🙈).
Mein erster Schritt: Überblick verschaffen.
Ich setz mich hin und schreib auf:
- Welche Zahlungen stehen sicher in den nächsten Wochen an?
- Welche Ausgaben sind wirklich unvermeidbar?
- Was kann ich verschieben, verhandeln oder ganz streichen?
Oft merke ich schon bei dieser kleinen Übung: Die Lage ist gar nicht so hoffnungslos, wie sie sich erst anfühlt.
Stufe 1: Schnell verfügbare Ressourcen checken
Noch bevor ich an Kredite oder große Aktionen denke, schau ich mir an, welche kurzfristigen Möglichkeiten ich habe.
Meine typischen Fragen dabei:
- Habe ich offene Rechnungen, die ich schneller einfordern kann?
- Gibt es Kunden, die ich freundlich (!) um Teilzahlungen bitten könnte?
- Kann ich Skonti für schnellere Zahlungen anbieten?
- Habe ich irgendwo Lagerbestände oder Equipment, das ich verkaufen oder vermieten könnte?
- Habe ich auf dem Geschäftskonto noch Spielraum für den Dispo?
Manchmal reicht schon eine Kombination aus kleinen Schritten, um die größten Löcher zu stopfen.
Stufe 2: Betriebsmittelkredit oder Überbrückungskredit prüfen
Wenn ich sehe, dass die Lücke größer ist oder länger dauert, dann kommt der nächste Schritt: externe Finanzierung.
Für mich persönlich ist der Betriebsmittelkredit die erste Wahl. Wichtig: Ich nehme ihn nicht leichtfertig auf – sondern rechne genau, wie viel ich wirklich brauche.
Worauf ich achte:
- Möglichst flexible Rückzahlung (falls der Cashflow schneller wiederkommt)
- Keine versteckten Bearbeitungsgebühren
- Laufzeit nicht länger als nötig
- Effektiver Jahreszins im Rahmen (ja, lieber mal einen halben Tag länger vergleichen!)
Manchmal lohnt sich auch ein kurzer Überbrückungskredit speziell für Selbstständige – die gibt’s inzwischen bei einigen Fintechs ziemlich unkompliziert, wenn man aktuelle Umsatzdaten liefern kann.
Stufe 3: Strukturell gegensteuern
Jetzt wird’s ernst: Jeder Liquiditätsengpass ist auch ein Warnsignal.
Deshalb frag ich mich immer:
- Muss ich an meinem Zahlungsziel für Kunden arbeiten? (z.B. 14 Tage statt 30 Tage)
- Sollte ich Abschlagszahlungen einführen, gerade bei größeren Aufträgen?
- Muss ich meine Fixkosten senken?
- Sollte ich einen kleinen Liquiditätspuffer aufbauen, wenn es wieder besser läuft?
Eine Sache hab ich für mich ganz klar gelernt: Nur den aktuellen Engpass zu überbrücken reicht nicht. Ich muss mein gesamtes Geschäftsmodell „liquiditätsfreundlicher“ machen.
Mein persönliches Fazit
Liquiditätsengpässe sind nervig, unangenehm – aber sie gehören (leider) zu fast jedem Unternehmerleben irgendwann dazu.
Wichtig ist, dass du vorbereitet bist. Dass du weißt, welche Optionen du hast. Und dass du nicht zu lange wartest, sondern rechtzeitig aktiv wirst.
Dank meinem 3-Stufen-Plan bin ich heute viel entspannter. Ich weiß: Wenn das Konto mal wieder schwächelt, habe ich konkrete Schritte, die ich gehen kann – ohne ins Chaos zu verfallen.
Und falls du gerade selbst in der Klemme steckst: Kopf hoch! Es gibt immer Lösungen. Manchmal muss man nur ein bisschen kreativer denken als die Bankberater 😉
Wenn du willst, schreib mir gerne deine Situation – vielleicht kann ich dir noch ein paar persönliche Tipps geben!
Bis bald – und bleib liquide 🍀