Cashflow oder Kredit? So entscheidest du richtig in angespannten Zeiten

Es gibt diesen Moment, den fast jeder Selbstständige kennt.
Du schaust aufs Konto, rechnest im Kopf durch, was noch reinkommt und was bald rausgeht – und merkst: Das wird knapp.
Jetzt stellt sich die große Frage: Reicht der Cashflow noch aus – oder brauchst du externe Hilfe, sprich: einen Kredit?
Ich stand schon öfter genau an diesem Punkt. Mal war es nur eine kurzfristige Lücke, mal eine echte Krise – und manchmal war der Unterschied zwischen kluger Planung und einem teuren Kredit nur eine gute Entscheidung.

In diesem Artikel zeige ich dir, wie ich heute zwischen Cashflow und Kredit abwäge – und wie du die Entscheidung für dich strukturiert triffst, ohne Bauchgefühl und Panik.


Was bedeutet eigentlich „Cashflow nutzen“?

Mit Cashflow meine ich das Geld, das aus deinem laufenden Geschäft herauskommt:
Zahlungen von Kunden, Einnahmen aus Verkäufen, Honorare, Provisionen – was eben reinkommt, ohne dass du dich verschulden musst.

Wenn dein Cashflow stabil ist, brauchst du eigentlich keinen Kredit – auch wenn’s gerade eng aussieht.
Aber der Schein trügt oft. Und genau deshalb ist der erste Schritt immer:


Schritt 1: Ehrlich deinen Cashflow prüfen

Das klingt banal, aber viele überschätzen ihre Einnahmen.

Ich frage mich immer:

  • Was kommt im nächsten Monat sicher rein? (nicht: vielleicht)
  • Welche Fixkosten stehen an?
  • Welche Zahlungen kann ich verschieben?
  • Was kann ich sofort beeinflussen (z. B. durch Sonderangebote, Rechnungen schneller stellen)?

Ich arbeite dabei mit einer ganz einfachen Cashflow-Tabelle:
Links alle Einnahmen, rechts alle Ausgaben – Woche für Woche.

Wenn ich sehe, dass eine Lücke droht, die ich nicht mit eigenen Mitteln oder kleinen Maßnahmen stopfen kann, gehe ich zum nächsten Schritt.


Schritt 2: Ziel und Dauer der Engpass-Situation bestimmen

Bevor ich überhaupt über einen Kredit nachdenke, stelle ich mir zwei Fragen:

  • Warum fehlt mir gerade Geld? (z. B. Kundenzahlung verzögert, Saisonflaute, neue Investition)
  • Wie lange wird es dauern, bis sich die Lage wieder stabilisiert?

Denn: Ein kurzfristiger Engpass ist nicht dasselbe wie eine strukturelle Unterfinanzierung. Und beides erfordert völlig unterschiedliche Reaktionen.

Beispiel:

  • Kunde zahlt mit 30 Tagen Verzug → kurzfristiger Engpass → evtl. Mini-Kredit oder Zahlungsziel verschieben
  • Keine Aufträge mehr, Kosten laufen weiter → strukturelles Problem → erst Geschäftsmodell prüfen, dann über Kredit nachdenken

Schritt 3: Wenn Kredit – dann gezielt und mit Plan

Ich habe früher den Fehler gemacht, zu schnell zum Kredit zu greifen – ohne durchzurechnen, ob ich’s auch mit etwas Disziplin aus dem Cashflow geschafft hätte.

Heute sag ich:
Kredit nur dann, wenn…

✅ der Rückzahlungsplan realistisch ist
✅ das Geld konkret eingesetzt wird (z. B. Wareneinkauf, Kampagne)
✅ ich weiß, wann und wie der Cashflow das wieder ausgleicht
✅ der Kredit mir einen echten Vorteil bringt (z. B. Auftrag sichern, Umsatzsteigerung)

Ein Kredit ist kein Rettungsboot, das dich automatisch ans Ufer bringt.
Er ist ein Werkzeug – und das kann helfen oder schaden.


Drei smarte Alternativen, bevor du Kredit aufnimmst

Bevor ich zum Antrag gehe, prüfe ich IMMER diese Optionen:

1. Zahlungen beschleunigen

Sofort-Rechnungen stellen, Skonto für Frühzahler, Anzahlungen verlangen. Das bringt oft schneller Geld als jeder Kredit.

2. Ausgaben verschieben oder strecken

Miete stunden, Versicherungen monatlich zahlen statt jährlich, Freelancer-Projekte staffeln – klingt klein, bringt aber oft Wochen Zeit.

3. Mini-Kredit statt großem Darlehen

Manchmal reichen 1.000 bis 3.000 €, um Luft zu verschaffen. Lieber klein & schnell zurückgezahlt als unnötig viel aufnehmen.


Mein Fazit: Cashflow ist der König – Kredit der Berater

Ich habe gelernt: Cashflow geht immer vor.
Wenn ich mein Business so strukturieren kann, dass es sich selbst trägt, bin ich stabil. Punkt.

Aber wenn’s mal nicht reicht – und das passiert jedem – dann ist ein Betriebsmittelkredit ein wertvolles Werkzeug. Vorausgesetzt, er wird durchdacht, zielgerichtet und mit Rückzahlungsstrategie eingesetzt.
Wenn du gerade vor der Entscheidung stehst: Kredit oder nicht?
Schreib mir gern. Ich kenne beide Seiten – die mit und die ohne Kredit. Und ich helfe dir ehrlich weiter, ohne Finanz-Blabla.
Bleib wachsam, bleib flüssig – und vor allem: bleib Chef in deinem Unternehmen, auch in schwierigen Phasen.