Wenn du selbstständig bist, kennst du den Moment:
Die Aufträge schwanken, eine große Rechnung flattert rein, eine neue Chance lockt – und plötzlich denkst du:
„Vielleicht brauch ich jetzt einfach ’nen Kredit.“
So ging’s mir oft. Und manchmal war es genau die richtige Entscheidung – aber ein anderes Mal war’s schlicht unnötig.
Heute zeige ich dir, wie ich entscheide, ob ein Betriebsmittelkredit gerade wirklich sinnvoll ist – oder ob ich besser warte. Damit du keine überhastete Entscheidung triffst, sondern ganz bewusst handelst.
Kredit? Oder gerade einfach nur Stress? 😵💫
Mein erster Impuls bei Engpässen war oft: Geld reinholen – egal wie.
Aber ein Kredit ist kein Ersatz für Klarheit.
Also stell dir zuerst ein paar einfache Fragen – so mach ich’s inzwischen jedes Mal:
🟡 Frage 1: Wofür genau brauchst du das Geld?
Einfach nur „mehr Luft“ ist kein Grund.
Aber:
- Brauchst du Geld, um Ware einzukaufen, die du sicher wieder verkaufst?
- Willst du in Marketing investieren, das messbare Leads bringt?
- Musst du einen Engpass überbrücken, um deine Leistung zu halten?
→ Dann kann ein Kredit Sinn machen.
Aber wenn du’s nicht benennen kannst, ist das meist ein Warnsignal.
🟡 Frage 2: Hast du wirklich alles andere ausgeschöpft?
Ich hab mal fast einen Kredit aufgenommen – bis ich gemerkt hab, dass ich 2.000 € auf einem Sparbuch rumliegen hatte, das ich schlicht vergessen hatte.
Checkliste vor dem Kredit:
✅ Rücklagen gecheckt
✅ Zahlungsziele mit Kunden verhandelt
✅ Ausgaben optimiert (braucht’s wirklich das teure Abo?)
✅ Umsatzpotenziale kurzfristig angezapft?
Erst wenn das alles durch ist, wird der Kredit zur echten Option.
🟡 Frage 3: Bringt dir der Kredit einen echten Mehrwert?
Ich nenn das immer den ROI-Check: Return on Investment.
Also: Kommt durch den Kredit mehr rein, als du an Zinsen zahlst?
Beispiel:
- Du nimmst 3.000 € Kredit auf
- Du investierst davon 1.500 € in Werbeanzeigen
- Du gewinnst 4 neue Kunden mit je 1.000 € Umsatz
➡️ Perfektes Szenario.
Aber:
- Du nimmst 3.000 €, um drei Monate durchzuhalten, obwohl keine neuen Einnahmen zu erwarten sind?
➡️ Besser nochmal gründlich überlegen.
🟡 Frage 4: Wie sicher bist du, dass du die Raten stemmen kannst?
Einmal hab ich mich bei der Rückzahlung total verkalkuliert.
Ich dachte, ich hätte jeden Monat genug – aber dann kamen zwei Flauten, und die Kreditrate wurde zur echten Belastung.
Mein Tipp:
Schau dir deine letzten 6–12 Monate an. Gab’s mehr als zwei richtig schwache Monate? Dann plane den Kredit lieber mit längerer Laufzeit oder kleinerer Rate. Oder warte.
🟡 Frage 5: Ist es ein Investitions-Kredit oder ein Notfall-Kredit?
Ich unterscheide heute immer zwischen:
- Wachstums-Kredit: Ich investiere, weil ich weiß, dass mehr reinkommt
- Überlebens-Kredit: Ich will nur durchhalten
Wenn ich beim zweiten lande, werd ich skeptisch. Dann frag ich mich lieber: Was läuft grundsätzlich falsch?
Mein Fazit: Nicht jeder Engpass braucht sofort einen Kredit 🧠
Kredite sind keine Rettungsboote für ein sinkendes Schiff.
Sie sind eher wie Segel – wenn du schon Wind hast, kannst du damit schneller vorankommen.
Ich liebe die Möglichkeiten, die mir Betriebsmittelkredite in den letzten Jahren gegeben haben. Aber genauso sehr schätze ich es heute, manchmal einfach nein zu sagen, noch ein bisschen zu warten – und dann im richtigen Moment zu handeln.