Als Unternehmer kenne ich das Spiel nur zu gut: Kunden zahlen spät, aber meine Kosten laufen pünktlich weiter. Miete, Gehälter, Lieferanten – die kennen keine Ausreden.
Genau in diesen Momenten habe ich mir oft die Frage gestellt: Hole ich mir einen Betriebsmittelkredit oder nutze ich Factoring, um meine Rechnungen schneller zu Geld zu machen?
Beides hat seine Stärken – und auch seine Tücken.
Betriebsmittelkredit – die klassische Lösung
Beim Betriebsmittelkredit leihe ich mir einen festen Betrag von der Bank oder einem Online-Anbieter. Damit decke ich meine laufenden Kosten, bis die Einnahmen wieder fließen.
Vorteile:
- Ich habe sofort Kapital in der Hand.
- Ich kann flexibel entscheiden, wofür ich das Geld einsetze.
- Mit guter Bonität bekomme ich meist solide Konditionen.
Nachteile:
- Ich zahle Zinsen, egal ob die Kunden am Ende pünktlich zahlen oder nicht.
- Ohne Sicherheiten oder gute Zahlen ist es schwierig.
Factoring – Rechnungen sofort zu Geld machen
Beim Factoring verkaufe ich meine offenen Rechnungen an einen Dienstleister. Der zahlt mir sofort (meist 80–90 % der Summe) aus, und kümmert sich dann selbst darum, das Geld vom Kunden einzutreiben.
Vorteile:
- Sofortige Liquidität, ohne klassischen Kredit.
- Kein Stress mit säumigen Zahlern – das Risiko übernimmt der Factor.
- Besonders attraktiv, wenn ich regelmäßig hohe Außenstände habe.
Nachteile:
- Gebühren: Factoring ist nicht gratis. Je nach Anbieter 0,5–3 % pro Rechnung.
- Nicht jeder Kunde oder jede Rechnung wird akzeptiert.
- Für kleinere Beträge lohnt es sich oft nicht.
Meine Praxis-Erfahrung
Ich habe Factoring getestet, als ich eine Phase mit extrem langsamen Zahlungseingängen hatte. Die sofortige Liquidität war eine echte Erleichterung – ich konnte Mitarbeiter pünktlich bezahlen und musste nicht ständig mahnen.
Allerdings waren die Gebühren spürbar, und langfristig wäre es für mich zu teuer geworden.
Beim klassischen Betriebsmittelkredit habe ich mehr Flexibilität – aber eben auch das Risiko, dass ich Zinsen zahlen muss, während Kunden trotzdem auf sich warten lassen.
Mein Vergleich in der Übersicht
- Betriebsmittelkredit: Sinnvoll, wenn ich planbare Kosten decken und größere Summen flexibel einsetzen will.
- Factoring: Perfekt, wenn das Hauptproblem in späten Zahlungen von Kunden liegt und ich schnelle Liquidität brauche.
In meiner Praxis hat sich eine Kombination bewährt: Für planbare Investitionen nutze ich den Betriebsmittelkredit, für unberechenbare Außenstände Factoring.
Es gibt nicht den einen Königsweg.
Factoring ist für mich eher ein Werkzeug, um die Zahlungsdisziplin meiner Kunden abzufedern.
Der Betriebsmittelkredit dagegen bleibt mein „klassischer Puffer“, wenn ich größere Ausgaben stemmen muss.
Wer clever ist, kennt beide Instrumente – und setzt sie je nach Situation ein.