Saisonale Schwankungen überbrücken – so hab ich es finanziell geschafft

Ich geb’s ehrlich zu: Als ich mich selbstständig gemacht hab, hab ich das Thema „Saison“ völlig unterschätzt.
In meiner Branche gab’s klare Hoch- und Tiefzeiten – aber finanziell bin ich anfangs einfach davon ausgegangen, dass das irgendwie schon ausgeglichen wird.

Fehler.

Denn wenn du in einer Branche arbeitest, die saisonal stark schwankt (z. B. Tourismus, Einzelhandel, Gastronomie, Baugewerbe oder Event-Business), dann brauchst du vor allem eines: Einen Plan, wie du in der Nebensaison liquide bleibst.

Ich hab diesen Plan inzwischen – und heute erzähl ich dir, wie ich’s geschafft hab, meine Schwankungen zu überbrücken, ohne nervös auf den Kontostand starren zu müssen.


Das Problem mit der Nebensaison: Keine Umsätze, aber volle Kosten

Im Sommer lief’s bei mir damals richtig gut – ich hab in ein paar Monaten so viel verdient wie andere in einem halben Jahr.
Doch kaum war der Herbst da, kam die Flaute. Kunden blieben weg, Aufträge wurden verschoben – aber meine Kosten? Die waren treu wie ein Hund.
Miete, Versicherungen, Leasingraten, Hosting, Tools – alles lief weiter. Und plötzlich war mein Polster nach sechs Wochen leer.


Schritt 1: Einnahmen und Ausgaben saisonal durchplanen

Heute mach ich jedes Jahr zu Beginn einen Saisonkalender:

  • Wann rechne ich mit starken Monaten?
  • Wann kommt voraussichtlich wenig rein?
  • Welche festen Kosten bleiben immer bestehen?
  • Was sind variable Kosten, die ich im Griff behalten kann?

Klingt simpel – aber diese Übersicht hat bei mir das erste Mal wirklich Klick gemacht. Ich konnte plötzlich genau sehen, wie groß die Lücke in der Nebensaison wirklich ist.

Spoiler: Es war weniger, als ich dachte – aber zu viel, um sie zu ignorieren.


Schritt 2: Betriebsmittelkredit bewusst für die Schwankung nutzen

Früher hätte ich wahrscheinlich einfach den Dispo überzogen – teuer, stressig, unkalkulierbar.
Heute plane ich ganz bewusst mit einem kleinen Betriebsmittelkredit, der genau auf die Schwankung abgestimmt ist.

Beispiel aus meiner Realität:

  • Lücke von November bis Februar: ca. 6.000 €
  • Kreditbetrag: 6.500 €
  • Rückzahlung: ab März über 6 Monate

Das Coole daran: Ich hab das Geld nicht für Luxus oder „Sicherheitsgefühl“ verwendet, sondern ganz konkret für die Deckung der Fixkosten. Dadurch blieb mein Geschäft stabil – und ich konnte mich weiter um Marketing und Kundenakquise kümmern, anstatt nur auf den nächsten Geldeingang zu warten.


Schritt 3: Einnahmen vorziehen, Ausgaben verschieben

Ein Trick, den ich lange nicht genutzt hab, obwohl er Gold wert ist:

  • Stammkunden fragen, ob sie bei Buchung in der Nebensaison frühzeitig zahlen – mit Rabatt oder Bonus
  • Große Ausgaben (z. B. neue Technik, Werbeaktionen) bewusst in die Hauptsaison legen
  • Lieferanten um verlängerte Zahlungsziele bitten

So hab ich in einem Jahr fast 3.000 Euro Liquidität rausgeholt – nur durch geschicktes Timing.


Schritt 4: Mini-Polster aufbauen in der Hochsaison

Auch wenn’s schwerfällt:
Ich leg heute immer einen Teil der Einnahmen aus starken Monaten zur Seite – mindestens 10 %.

Nicht weil ich ein Spar-Freak bin, sondern weil ich in der Nebensaison nicht zittern will.
Und wenn ich das Polster mal nicht brauche, kann ich es für Rückzahlung, Investition oder einfach als Reserve einsetzen.


Mein Fazit: Planung schlägt Panik – jedes Mal

Saisonale Schwankungen lassen sich nicht vermeiden – aber sie lassen sich verdammt gut managen.
Ein Betriebsmittelkredit kann dabei ein echt hilfreiches Werkzeug sein – wenn er gezielt eingesetzt wird.

Ich plane heute ganz bewusst mit kleinen Krediten für die Nebensaison – statt mich erst dann zu kümmern, wenn das Konto auf Rot steht.
Und weißt du was? Seitdem bin ich viel entspannter. Weil ich weiß: Der Winter kommt. Aber ich bin vorbereitet.
Wenn du magst, erzähl mir gern, wie’s in deiner Branche aussieht – vielleicht können wir gemeinsam eine Strategie finden, die für dich passt. Ich helfe gern weiter.

Bis zum nächsten Mal – und bleib finanziell wetterfest!